Die Wettermacherin und
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"Die Blaue
Kuppe südlich von Eschwege ist ein bekanntes
Naturdenkmal und ausgewiesenes Naturschutzgebiet.
'Weltberühmt' wurde sie zu Beginn des 19.
Jahrhunderts, als sie in die Diskussion über die Natur des
Basalts einbezogen wurde; man war sich damals noch nicht über
dessen Entstehung einig, und die 'Neptunisten' meinten, er
sei als Meeresablagerung entstanden, während die 'Plutonisten'
die heute allgemein gültige Auffassung
vertraten, dass er aus glutflüssigem Magma entstanden sei.
Jedoch nicht die naturgeschichtliche Bedeutung soll Thema dieses
Beitrags sein, sondern der Name des Berges und sein Bezug zu Frau Holle. Stein im Schuh Was hat Frau Holle mit der Blauen Kuppe zu tun? Nur einen einzigen Hinweis gibt es, quasi eine Randnotiz aus dem heimischen Sagenschatz: „Zwischen Eschwege und
Reichensachsen liegt ein Berg, die
Blaue Kuppe genannt. Den Gipfel dieses Berges bedeckt ein
großer Felsblock, der soll von der Frau Holle
herrühren. Als diese einmal über den Berg ging,
drückte sie etwas im Schuh. Sie zog ihn vom Fuße und
schüttete einen Stein heraus, der liegen blieb. Es soll, wie
die Reichensächser behaupten, jener Felsblock gewesen sein."
Das Sagenmotiv des Drückens im Schuh ist weit verbreitet und gehört in den Bereich der Riesen- und Teufelssagen, die von Valerie Höttges zusammengestellt wurden. Wie schon bei den Hollsteinen nahe Hollstein und dem Todstein (Bär) vor Abterode sehen wir auch hier an der Blauen Kuppe Frau Holle erneut in einer Rolle, die eigentlich Riesen und dem Teufel zukommt. Dies mag mit der Dominanz der Frau Holle als Sagenfigur in unserer Heimat zusammenhängen; sie hat die anderen Sagenfiguren verdrängt. An dem kurzen Sagentext sind zwei Dinge bemerkenswert. Einmal, dass den Gipfel des Berges ein großer Felsblock bedeckt haben soll; dies ist nur schwer mit der heutigen Situation zu vereinbaren, die durch j ahrhundertelangen Steinbruchbetrieb geprägt ist. Außerdem wird gesagt, dass die Geschichte von den Einwohnern Reichensachsens erzählt wird, nicht etwa von den Eschwegern, in deren Gemarkung die Blaue Kuppe liegt. Was lässt sich über den Berg und seine urkundlich belegbare Geschichte hierzu ermitteln? Ältestes Zeugnis von 1588 Das älteste Zeugnis über die Blaue Kuppe und ihre Umgebung ist die Karte der Cent Eschwege aus dem Jahr 1588. Die Karte ist gesüdet, das heißt Süden ist oben. Nördlich der Mühlhäuser Straße sieht man hier zwei Kuppen, von denen die größere als 'der Wenigenberg' und die kleinere als 'der Weyenhouel' bezeichnet werden. Beide Namen sind heute nicht mehr geläufig und verwirren zunächst, ebenso wie die nicht korrekt wiedergegebene Lage der beiden Kuppen zueinander. Dass es sich um die 'Blaue Kuppe' und die 'Kleine Kuppe' handelt, steht außer Zweifel, auch wenn die kleine nicht nordwestlich, sondern in Wirklichkeit nordöstlich der großen Kuppe liegt. Die unterschiedlichen Benennungen der Kleinen Kuppe (einst Staufenbühl genannt) lassen wir hier außer acht. Dass der 'Wenigenberg' die Blaue Kuppe ist, lässt sich anhand jüngerer schriftlicher Quellen beweisen; zum Beispiel ist in den Rechnungen des Eschweger Hospitals von 1725 und 1739 die Lagebezeichnung 'bey der Wenge Koppen' zu finden. In verballhornter Form findet sich auch die Schreibweise 'große Mengenkoppe', wobei man bedenken muss, dass sich in der damaligen Schrift das große 'W' und das 'M' oft nur schwer unterscheiden lassen. Seit den Katasteraufnahmen von 1745 findet sich dieser Name in den Eschweger Quellen nicht mehr, aber im Nummernbuch zur Langenhainer Flurkarte von 1794 lässt sich die Flurlage 'Vor dem Wengenberg an der Mühlhäuser Straße' noch nachweisen. Beide Hügel werden in Schleensteins Karte des Amtes Eschwege von 1710 ganz neutral als 'Grose Koppe' und 'Kleine Koppe' bezeichnet. Auch in den Karten und Steuerkatastern von Eschwege finden sich von der Mitte des 18. Jahrhunderts an nur noch diese mehr oder weniger nichtssagenden Namen. Im Eschweger Steuerkataster von 1769 sind beide als städtische Grundstücke eingetragen, und hier wird die sehr unterschiedliche Größe beider Liegenschaften deutlich: während die 'große Kuppe' 29 ¼ Acker umfasst, bringt es die 'kleine Kuppe' gerade einmal auf ¾vAcker; beide werden als Triesch, das heißt unbebautes Land eingestuft. Basaltabbau ab 19.]ahrhundert Wann die Eschweger damit begonnen haben, den Basalt der Blauen Kuppe abzubauen und zu nutzen, ist nicht genau zu bestimmen. Erstmals 1802 taucht eine entsprechende Notiz in der Stadtrechnung auf: '24
Albus (von) Franz Schilbe für 2 Fuder Steine aus der blauen
Koppe zu fahren.'
Von da an häufen sich Nachrichten über die Abfuhr von Steinen, so in der Stadtrechnung von 1803 und verstärkt ab 1806. Von 1833 bis mindestens 1880 diente die Blaue Kuppe vornehmlich als Steinbruch zur Herstellung von Straßenbaumaterial und wurde zu diesem Zweck von der Stadt an die kurfürstliche, später preußische Staatsbauverwaltung verpachtet; da neben erfolgte in kleinerem Maße auch noch die Abgabe an Privatkunden. Die aktenmäßig nachweisbare Nutzung als Steinbruch beginnt demnach wohl kurz vor 1800, was sich dadurch bestätigt, dass ab 1802 die naturwissenschaftlichen Abhandlungen über die Blaue Kuppe publiziert wurden. Während der Name 'Blaue Kuppe' in den Eschweger Schriftquellen vor 1802 nicht erscheint, kommt er doch in den Reichensächser Unterlagen schon früher vor. Die Flurkarte von Reichensachsen aus dem Jahr 1788 enthält den Flurnamen 'Vor der blauen Koppe' ebenso wie ds zugehörige Nummernbuch. Erstmals findet sich der Name 'Blaue Kuppe' nach dem derzeitigen Forschungsstand im Reichensächser Steuerkataster von 1745 in Form der Lagebezeichnung 'vor der blauen Koppen'. Der acht Jahre ältere Steuerstock von 1737 enthält hingegen nur die Bezeichnung 'bey der großen Koppen'. Da die so benannten Grundstücke dem Eschweger Hospital gehörten, bestand Hoffnung, in den Rechnungen dieser Einrichtung noch früher fündig zu werden, aber auch hier findet man den Namen 'Blaue Kuppe' leider nicht. Festzuhalten bleibt also, dass der Name 'Blaue Kuppe' in Reichensachsen viel früher auftaucht als in Eschwege. Kommen wir nun zu den beiden Bemerkungen in der Sage zurück, so verstärkt sich damit der volkskundliche Zusammenhang des Berges mit Reichensachsen. Von hier aus hat sich der Name 'Blaue Kuppe' verbreitet, und hier wurde die Sage von Frau Holle erzählt. Nach allem, was man bisher weiß, ist davon auszugehen, dass die Blaue Kuppe vor der Nutzung als Steinbruch eine felsige Spitze trug, denn sonst wäre die Sage vom Stein, der im Schuh drückte, nicht entstanden. Die blaugraue Farbe der Basaltspitze mag zu der Bezeichnung 'Blaue Kuppe' geführt haben, so wie der heute an der Neustädter Kirche liegende 'Blaue Stein' ebenfalls ein Basalt ist. Dass dieser 'Blaue Stein' einst nicht in der Stadt Eschwege, sondern in der Feldmark lag, ist eine interessante These. Auf der schon erwähnten Zentkarte von 1588 ist nämlich unweit der Blauen Kuppe an der Mühlhäuser Straße ein Gerichtsplatz mit Stein und Galgen eingezeichnet, und dieser ist hier als 'blausteyn' bezeichnet. Aber dies ist eine andere Geschichte ..." Karl Kollmann, Frau Holle und das Meißnerland, S. 160 ff |