"In verschiedenen Gegenden war
Frau
Holle entweder vor dem Christkind, gemeinsam mit ihm oder gar an dessen
Stelle präsent ... Sie konnte aber auch ... recht strenge
sein, die Frau
mit dem Schleiereulengesichte und dem buntscheckigen Gewande, mit der
Sichel und
dem
Wacholderbusch auf dem Rücken und der Besenrute in der Hand.
Schleiereulen-Maske
Plastik und Foto: Annette Rath-Beckmann
Woher sie
kam, Frau Holle, wir wußten es nicht. Sie war da am
Weihnachtsabend,
schlich durch die stillen Dorfgassen, klopfte an die Türen der
Häuser,
in denen Kinder des funkelnden Christbaums und der bestellten Gaben
harrten und erhielt überall Einlaß ...
Ähnliches wurde aus der Umgebung
des hessischen Meißners erzählt, daß Frau
Holle die unartigen Kinder
mit der Rute strafte, wenn sie zu Weihnachten kam. Den Gehorsamen
brächte sie Spielzeug, Äpfel und anderes mit. Auch im
Göttinger Land
erschien Frau Holle als Trägerin der Weihnachtsbescherung und
außerdem
würde sie an jedem Neujahrsabend mit einem Wagen voller
Geschenke durch
die Ortschaften fahren."
Andrea Jakob, Wer war Frau Holle? In: Frau Holle:
Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen. Katalog zur
Ausstellung in den Meininger Museen 11.11.2009 bis 5.2.2010, hrsg. von
den Meininger Museen, 2010, S.115/116; s.a. Anmerkungen 100 bis 104).
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Lieder über Frau Holle
"Frau Holle tut das
Wasser tragen"
(alpenländische Weise)
"Frau Holle"
(Sprechgesang von Jürgen Wagner
(www.liederoase.de)
"Kommt
ein Licht von Sternenhöh"
(im Nachlaß von Karl Paetow überliefert)
Zum Text
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Im bislang nicht veröffentlichten Nachlass von Karl
Paetow
(Nr. NL 81265), der sich im Stadtarchiv Bad Oeynhausen befindet,
sind Drei
Weihnachtslieder überliefert, die Frau Holle als
Weihnachtsfrau thematisieren.
Stadtarchiv Bad Oeynhausen
Eigenhändige
Zeichnung von Karl Paetow
Frau Holles Weihnacht
Karl Paetow schreibt:
"Wenn
die Sonne in der langen Nacht versinkt, wenn der Mond den
höchsten
Gang vollendet, wenn Frau Holles Federn auf die Dächer
schneien,
wenn das warme Haus von den Herrlichkeiten süsser
Fülle, voll
dem Duft der Honigkuchen, Äpfel, Nüsse, Tannenreiser,
von den
Fragen all der Kinder ihrem Bitten, Lachen, Singen wiederklingt, wenn
die Mutter das gebleichte Leinen unterm Tannenbaum ausbreitet und im
Herd die traute Flamme summt, dann ist Weihnacht. Dann so sagen wir in
unsrem Land, geht Frau Holle bei Menschen um. Und die Mädchen
singen von ihr:
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Kommt ein Licht von
Sternenhöh,
geht in unsere Herzen ein,
Leuchtet über Nacht und Schnee,
Schaut ihr Mädchen seinen Schein.
Kommt und tanzt im Sternengold,
Denn Frau Holle ist uns hold.
Steht ein Baum im Himmelssaal,
Hängt voll süsser Nascherei'n.
Fleissig drehte tausendmal
Sich das muntere Spinnrädlein.
Weihnacht muss die Arbeit ruh'n,
Denn Frau Holle geht nun um.
Singt ein Vogel Lieb und Treu,
Sitzt auf einem goldenen Zweig.
Morgen kommt die holde Frau,
Kommt aus ihrem stillen Reich.
Birgt ein Kind im warmen Schoss,
Und die Nacht wird hell und gross.
"Überall in der
deutschen Erde liegt eine Goldene Wiege vergraben, aus der das Volk
sich ewig verjüngt. Überall in den Brunnen und Seen
der Heimat leben, nach uralten Glauben die Seelen der Kinder dahin.
Überall in der Weihnacht, da sitzt Frau Holle am Borne des
Lebens und wirkt das Schicksal der Welt und sinnt in der Mutternacht."
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Am
kühlen Brunnen
Weilte Frau Holle,
Und wirkte an ihrem bunten Kleid.
Zu ihren Füßen
Eben entsprossen,
Blühten drei Rosen auf einem Zweig.
Auf dem Berge lodert das Sonnengold
Heilige Nacht, -
Feuerrad bergunter rollt.
Heilige Nacht.
Da werden alle
Wasser zu Wein,
Reden Tier und Waldvögelein.
Und sie wirkte
Zeichen und Bilder,
Ins silberne Tuch einen roten Hirsch.
Die goldene Sonne,
Vöglein am
Brunnen,
Den wehenden Jäger auf hoher Pirsch
In der Täler Faltensaum, -
Heilige Nacht,
-
Glanzumhüllt der Tannenbaum
Heilige Nacht.
Da werden alle
Wasser zu Wein,
Reden Tier und Waldvögelein.
Und eine Wiege
Schwebte im Winde.
Sage was wiegst du den Sternen zu?
Fröhliche Kunde'
Von einem Kinde
Wieg es zum Leben und wiegs zur Ruh
Denn Frau Holle wirkt an dem Schicksalsquell.
Heilige Nacht, -
Erd und Himmel werden hell -
Heilige Nacht.
Da werden alle
Wasser zu Wein,
Reden Tier und Waldvögelein.
Frau Holle
ist hier eindeutig zu identifizieren als Schöpferin
in
der Mutternacht, der Nacht
der Wintersonnenwende, in der das Licht als
kleines Kind neu in die Welt kommt. Sie spendet Leben und nimmt es
wieder: 'wieg es zum Leben und wiegs zur Ruh' wie es in dem zweiten
Lied heißt. Fauna und Flora und die Elemente folgen ihrem
'heiligen Handlungen'; sie ist die universelle Göttin des
Himmels
und der Erde.
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