Im Reich der Frau Holle

Annette Rath-Beckmann
Historikerin | Matriarchatsforscherin

Der Hohlstein



Der Hohlstein zwischen Hilgershausen und Kammerbach enthält einen kleinen Höhlenteich, an dem der Sage nach vor allem Frauen seit altersher Blumen ablegen in der Absicht, von Frau Holle gesegnet zu werden. Dieser Brauch hat sich bis in unsere Zeit erhalten und setzt die Tradition der Höhle als Kult- und Opferplatz fort.



Auf das Ablegen von Blumen oder anderen Mitbringseln verzichtet inzwischen die/der umweltbewusste BesucherIn. Hierfür bietet sich der große Felsblock direkt oberhalb des Höhleneingangs an.

Die Überlieferung von einer Verbindung des Höhlenteichs zum Holle-Teich entstammt aller Wahrscheinlichkeit nach dem Reich der Phantasie, ist aber ein Hinweis darauf, dass beide Orte gleichermaßen als Einstiege in Frau Holles unterirdisches Reich angesehen werden.



Foto: Annette Rath-Beckmann


Felswand am Hohlstein






Karl Kollmann zitiert in seinem Werk über Frau Holle den Historiker Georg Landau, der 1833 folgendes über den Hohlstein schrieb:

"Weit merkwürdiger, als die Höhle selbst, scheint mir ein Gebrauch, der in derselben stattfindet, durch den man sich wahrlich in die frühesten Zeiten unseres Vaterlandes versetzt zu werden glaubt. Gewöhnlich am zweiten Ostertage jeden Jahres gehen die Burschen und Mädchen aus den Dörfern Hilgershausen und Kammerbach hierher und steigen in die Höhle herab, doch versieht sich jedes vorher mit Erstlingen des Frühlings, einem Strauße Blumen, den es in der Höhle gleichsam als Opfer niederlegt, dafür Wasser trinkt und anderes den Seinigen in den Krügen mit nach Hause nimmt. Schon hat diese Sitte sehr nachgelassen, denn früher, wie man mir sagte, wurde das Opfer von einigen Blumen so heilig gehalten, daß sich Niemand, auch zu anderen Zeiten, hinab gewagt hätte, ohne erst einige gesammelt zu haben ... Niemand weiß natürlich den Grund dieser Sitte anzugeben. Unmöglich kann sie aus einer christlichen Zeit stammen, denn sie trägt zu unverkenntlich das Gepräge des Heidenthums. Es musste eine mächtige Gottheit seyn, da sich die Sitte so lange erhalten konnte. Sollte es wohl die am nahen Weißner wahrscheinlich verehrte Hulda (Holle) gewesen sein."

Georg Landau, Der Hohlstein in Niederhessen. In: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens. Bd 6, 1833, S. 315-318


Kollmann nennt weitere Gewährsleute für den Kultcharakter des Hohlsteins; so schreibt Elard Mülhause 1860 über den Hohlstein:

"daß in dessen Teich noch jetzt zuweilen eine weiße Jungfrau gesehen
wird ... In frühern Zeiten soll man sich auch noch gebadet haben,
namentlich im Hohlsteinsteich."

Elard Mülhause, Die Urreligion des deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen, Redensarten, Sprüchwörtern und Namen. Kassel, 1860, S. 155 und 266


















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