Im Reich der Frau Holle
Annette Rath-Beckmann
Historikerin | Matriarchatsforscherin

Der Hohe Malstein (Kasseler Kuppe)



Der hohe Malstein, heute bekannt als Kasseler Kuppe, ist mit 750 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Punkt des Meißner-Plateaus und liegt im Norden des Bergmassivs.

Felsbrocken aus den Steinbrüchen (Basalt und Sandstein)

Grafik: Gundula Lendt


"Das Gelände gleicht weniger einer Kuppe als einer Hochfläche, die in den Wachtsteinen sehr steil abfällt. Auf alten Flurkarten heißt diese Kuppe noch der Hohe Malstein. Das Plateau war ein alter Versammlungsplatz, der immer wieder verschieden besetzt wurde, noch 1813 sollen sich die Menschen der umliegenden Dörfer hier versammelt und ein Fest gefeiert haben. Auf eine alte Bedeutung als Kultstätte weist die Silbe Mal hin, sie bedeutet Zeitpunkt, Zeichen und ebenso Gerichtsstätte. Vom Hohen Malstein gibt es hervorragende Sichtlinien zum Kratzenberg und zum Habichtswald bei Kassel. Sichtlinien waren für das früheste,
jungsteinzeitliche Kommunikationssystem äußerst wichtig. Denn mit Feuern wurden von hohen Plätzen aus die Daten der bedeutendsten Festtage des matriarchalen Jahreszeiten-Kalenders weithin in der Runde bekannt gemacht und von einer Anhöhe oder Kuppe zur nächsten weiter signalisiert. Die Daten wurden mithilfe der archaischen Steinekreise ermittelt, die Kultplätze und zugleich Observatorien für die Aufgänge und Untergänge der Gestirne waren. Regelmäßig lagen auch diese auf hohen Plätzen. Insofern sind die beiden ersten Bedeutungen von Mal sehr zutreffend, denn es wurden zu bestimmten Zeitpunkten von hier Feuer-Zeichen als Kommunikation gegeben.


Vielleicht haben hier einmal solche Peilsteine gestanden, die heute verloren sind, denn es wurde immer wieder gerodet und damit flurbereinigt.

Die Bedeutung von Mal als Gerichtsstätte ist ebenfalls aufschlussreich, denn hier könnte auch Gericht gehalten worden sein. In vielen ihrer Mythen tritt Frau Holle als Richterin auf, indem sie gierige, faule und ungerechte Menschen bestraft. Gericht heißt im matriarchalen Kontext nicht etwa verurteilen und hinrichten, sondern die Balance in der Gesellschaft und der Welt wiederher­ stellen, die durch Frevel gestört worden ist. Diese gerichtlichen Handlungen waren in den Kult eingebettet und fanden nicht davon getrennt statt. Auch dafür könnte der Hohe Maistein als Kultplatz ein Ort gewesen sein, wobei solche Handlungen unter großer Volksbeteiligung stattfanden und in eins der Feste aus dem Jahreskreis der Göttin mündeten."

Heide Göttner-Abendroth, Matriarchale Landschaftsmythologie, S. 71 - 72











































nach oben
Kasseler Kuppe - Blaue Kuppe